Warum ein Amp in a Box eine gute Idee sein könnte

Sind Sie es leid, einen Röhrenverstärker mitzuschleppen? Oder beschwert sich der Sänger/Nachbar/Sound-Guy immer noch über die Lautstärke Ihrer Gitarre? Dann ist es vielleicht, aber nur vielleicht, Zeit für einen Amp in a Box.
3. Mai 2023 durch
Erik Bogaards
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Gitarristen lieben ein wenig Lautstärke, denn elf ist einfach eins mehr als zehn.

‘Loud is more good’

JHS pedals

Das war schon vor einem Jahrhundert so, als es nur akustische Gitarren gab. Zuerst bekamen diese Stahlsaiten für mehr Lautstärke und später wurden die Gitarren für den gleichen Zweck immer größer. Bis zur E-Gitarre, denn dann wurden die Gitarren einfach kleiner und handlicher und die Verstärker größer. Nach dem Motto: „Ein Gitarrist ist erst dann begeistert, wenn ihm das Blut aus den Ohren tropft“, baute Jim Marshall speziell für Pete Townshend von The Who riesige Verstärkerboxen mit acht Lautsprechern. Nachdem Pete eine weitere Gitarre in einen dieser Soundtürme gesteckt hatte, fragten seine Roadies, ob man das nicht auch in zwei Boxen mit je vier Lautsprechern machen könne. Und so wurde die kultige und etwas kompaktere *hust* 4x12-Zoll-Box geboren, mit der Pete, Jimi, Eric, Angus, Slash und viele, viele andere ihre Hosen schön flattern lassen konnten.

Alternative zum Röhrenverstärker

Aber diese riesigen Röhrenverstärker haben auch Nachteile. Erstens ist das Herumtragen eine Katastrophe, denn sie sind schwer, die Röhren sind nicht immer stabil und manchmal sogar regelrecht unzuverlässig, und sie fangen an, richtig gut zu klingen, wenn man sie ein bisschen aufdreht/aufflackert/an der Grenze zum Zerreißen ist oder so ähnlich. Im Klartext: Es muss laut sein. Auf einer großen Bühne ist das kein Problem, aber bei den meisten Menschen zu Hause ist es eine Quelle des Elends, in einem Proberaum ist es unmöglich, damit zu arbeiten, in einem kleineren Veranstaltungsort oder einem Theater hassen sie dich einfach, in einem Aufnahmestudio sind sie nicht immer dafür ausgerüstet und in einem Fernsehstudio wollen sie, dass du gehst, bevor die Sendung beginnt. Im Laufe der Jahre sind Gitarrenverstärker ein bisschen wie Staubsauger geworden: praktisch, aber laut.

Klein aber fein

Glücklicherweise gibt es für all das eine Lösung: Amps in a Box, auch AIB oder Amp Modeler genannt, bieten Gitarristen eine Alternative zum herkömmlichen Verstärker, mit der sie ihren Gitarrensound direkt an den Monitor/Mischpult/Kopfhörer/Audio Interface ihres Computers senden können. Sie sind relativ erschwinglich, klein und leicht mitzunehmen, funktionieren bei fast jeder Lautstärke, sind super zuverlässig und können perfekt voreingestellt werden. Wer würde das nicht wollen?

Hier haben wir einen wichtigen Punkt erreicht, denn die ersten Amps in a Box klangen nicht besonders gut. Es fehlte ihnen die Wärme und Dynamik eines echten Verstärkers. Das ist nicht verwunderlich, denn normalerweise gibt eine solche Box eine digitale Version eines Gitarrensounds wieder. Das erfordert Rechenleistung, und man kommt nicht umhin, den Sound ein wenig zu komprimieren. Das konnte man hören und fühlen, denn es fehlte etwas: Diese Verstärker reagierten nicht oder etwas anders auf den Anschlag eines Spielers. Aber das ist Jahre her und die Amps in a Box von heute sind damit nicht mehr zu vergleichen. Heute klingen sie extrem natürlich und schaffen es sogar, etwas von der Dynamik eines Röhrenverstärkers einzufangen.

Der beste Amp in a Box

Im Laufe der Jahre haben wir viele Gitarristen mit diesen neuen Boxen glücklich gemacht. Welches das beste ist, ist schwer zu sagen, denn das hängt stark von den persönlichen Vorlieben ab. Willst du ein Gerät, das dir viele Möglichkeiten bietet, inklusive Effekte. Dann ist die Stomp Box von Helix/Line 6 eine Option, genauso wie die MX5 von Headrush. Manche Gitarristen schwören darauf, andere lassen sich von der Fülle der Auswahl lähmen und verlieren sich in den Menüs.

​Zum Glück gibt es inzwischen auch Hersteller, die sich für geniale Einfachheit entscheiden, wie Universal Audio. Mit dem Dream ’65 ​erhalten Sie eine sehr realistische und kompakte Kopie eines feinen amerikanischen Clean-Verstärkers (Hinweis: Es beginnt mit einem F und endet mit Ender), mit nur wenigen Extras wie einem Boost, einer Auswahl an Röhren und Lautsprechern, einfach zu bedienen mit Reglern und Schaltern und das ist alles! Unter der Haube können Sie mit Presets noch tiefer gehen, aber das müssen Sie nicht. Sie wollen einen anderen Verstärker? Dann müssen Sie einfach ein anderes Pedal kaufen.

Zwischen „fast alles“ in einem kompakten Multieffektpedal und der abgespeckten Version von Universal Audio bietet Strymon das mittlerweile fast legendäre Iridium.

Er enthält drei „klassische“ Verstärker, ist einfach zu bedienen, klingt von sich aus großartig und man kann den Sound endlos anpassen, indem man seine eigenen Impulsantworten lädt.

Was ist Impulse Response?

Deine Gitarre und dein Verstärker sind wichtig für den Sound, aber das ist noch nicht alles. Der Lautsprecher, das Gehäuse, der Raum, in dem der Verstärker steht, das Mikrofon, die Platzierung des Mikrofons, sogar die Stromspannung: all das beeinflusst Ihren Sound. Impulse Response (IR) erfasst diese zusätzlichen Elemente auf intelligente, digitale Weise und fügt Ihrem Sound eine zusätzliche Ebene hinzu. Diese „Boxensimulation“ ist superpraktisch, denn Sie können zum Beispiel den Sound einer verrückten 8x12-Lautsprecherbox einfangen und ihn auf normale Proportionen reduzieren und überall einsetzen. Immer mehr Amps in a Box bieten die Möglichkeit, diese IRs zu laden, so dass Sie den Sound nach Ihren eigenen Wünschen gestalten können.

Analoger Verstärker in einer Box

DSM Humbolt bietet mit dem Simplifier (DLX) etwas Ähnliches an: Es handelt sich um einen kleinen Verstärker in Form eines Pedals, aber wo andere sich für eine digitale Klangsimulation (und alle damit verbundenen Möglichkeiten) entscheiden, hat Humbolt eine analoge Schaltung für einen realitätsgetreuen Klang und ein realistisches Gefühl entwickelt. Daher können Sie keine IRs laden, aber es gibt einen Knopf, mit dem Sie verschiedene Boxen und Mikrofonpositionen wählen können.


Victory verfolgt einen etwas anderen Ansatz und kombiniert eine Röhrenschaltung mit der Möglichkeit, selbst IRs hinzuzufügen. Das macht sie ein bisschen heftiger als ein normales Pedal, aber Sie erhalten einen sehr kompakten Verstärker mit endlosen Erweiterungs- und Anschlussmöglichkeiten.

Nachteile eines Verstärkers in einer Box

Diese neue Technologie macht Nachbarn glücklich, Tonmänner und -frauen glücklich und Gitarristen glücklich, denn sie gibt Ihnen wirklich die Kontrolle in jeder Umgebung. Wenn Sie von einer Stadion- oder Clubtour bis hin zu Theatern gehen, ist dies einfach ein unverzichtbares Werkzeug. Und es eignet sich hervorragend für Heimaufnahmen und zum Üben.

Aber hat ein Amp in a Box denn überhaupt keine Nachteile? Ja, denn egal wie originalgetreu sie den Sound eines Verstärkers reproduzieren, ein Röhrenverstärker hat immer noch etwas Einzigartiges an sich, das den Raum in Bewegung versetzt. Das mag den einen stören, aber es inspiriert den anderen, und der andere ist meist ein Gitarrist. Also schreiben Sie diese Röhrenverstärker noch nicht ab, denn sie haben etwas Magisches, das diese superschlauen, handlichen und toll klingenden Boxen nicht ganz einfangen können.

Möchten Sie einen Amp in a Box ausprobieren? Oder ihn mit einem echten Röhrenverstärker vergleichen? In unserer Gitarrenvilla haben wir beides auf Lager und den Platz zum Ausprobieren. Und ja: In einem unserer isolierten Räume darf es auch mal laut werden.

Der Kaffee und die Ohrstöpsel sind bereit!

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